"Wenn jemand auf Gottes Eingebung hin zu uns kommt und dieses Leben annehmen will..." (Regel der hl. Klara II, 1). Wichtig ist hier das Wort "auf Gottes Eingebung hin", denn immer ist Gott der zuerst Handelnde, der unser Herz bewegt und uns zum Nachdenken bringt über den Lebensweg, den wir einschlagen sollen, um seinem Willen zu entsprechen und so das Beste aus unserem Leben zu machen.
Wenn eine Frau also denkt, unsere Lebensform könne für sie in Gottes Plan und Willen stehen, freuen wir uns über ihren Besuch und ein erstes Gespräch miteinander. In der Regel braucht es eine längere Zeit des Suchens und Überlegens. Wenn die Sicherheit wächst, daß Gottes Führung hinter diesem Ringen steht, kann ein Termin für den Eintritt vereinbart werden.
Die erste Zeit in unserer Gemeinschaft nennen wir das Postulat. Es dauert bis zu einem Jahr. In dieser Anfangsphase versuchen wir gemeinsam im Gebet und Gespräch Gottes Willen zu erkennen. Das Postulat endet mit der Einkleidung, dem Beginn des Noviziates, dem eine gemeinsame Abstimmung der Gemeinschaft vorausgeht, in der jede Schwester mitüberlegt und entscheidet, ob die Postulantin für das Leben einer Klarisse geeignet ist und sich darin Gottes Wille für sie zeigt.
Im zweijährigen Noviziat, unter der Leitung der Novizenmeisterin, geschieht die Einführung in die Spiritualität und das konkrete Leben der Klarissen.
Auf das Noviziat folgt die Profeß für drei Jahre, in der die Schwester ihr Leben Gott übergibt und ihm vor der Gemeinschaft verspricht, nach dem Evangelium – wie Jesus - in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit zu leben, unter Beobachtung der Klausur.
Nach insgesamt sechs Jahren des Mitlebens in der Gemeinschaft ist die Zeit für eine endgültige Entscheidung gekommen, die sie mit der ewigen Profeß ausdrückt. In ihr bindet sich die Schwester in Treue zur Berufung Gottes in der konkreten Gemeinschaft bis zum Tod. Diese Profeß wird öffentlich im Rahmen der Eucharistiefeier vollzogen.
Die Ausbildung zum Ordensleben der Klarisse geschieht weniger theoretisch als praktisch im Mitvollzug des Alltags mit seinem Gebetsrhythmus, seinen Anforderungen eines engen Gemeinschafts-lebens, in denen wir die Liebe lernen und in Gottes Schule stehen. Ergänzend kommen theologische Vorträge und Kurse hinzu, die unsere Spiritualität auf einen festen Grund stellen und Einsichten vermitteln, die den Weg Jesu beleuchten und zu größerer Klarheit und Glaubenstiefe verhelfen. Die Spiritualität der Heiligen Franziskus und Klara ist eine ganz und gar biblische, so daß die Kenntnis des Wortes Gottes und das immer tiefere Eindringen in dieses von elementarer Wichtigkeit sind. Ebenso gehört die Liebe zur Kirche dazu, zu den Sakramenten der Eucharistie und der Beichte, die uns Nahrung und Hilfen auf dem Wege sind. So gibt es im Grunde keinen Stillstand, sondern ein ständiges Lauschen und Weitergehen auf Gott zu, der uns gerufen hat und mit uns ist, - bis wir ihn einst im Tode schauen dürfen.
Die Liebe zur Gottesmutter Maria, die uns Jesus zeigt und zu ihm hinführt, hat einen zentralen Platz in unserem Herzen und unserer Frömmigkeit. Unser Kloster ist ihr geweiht. Sie ist uns Mutter, Vorbild und Hilfe auf dem Wege.